Siena, Du Schöne!

Siena von oben: Das ist der Blick von der Domfassade auf den Torre di Mangia.
Siena von oben: Das ist der Blick von der Domfassade auf den Torre di Mangia.

 Als ich das erste Mal nach Siena kam, war es fast Mitternacht. Mein Flieger war erst um 20 Uhr in Pisa gelandet. Auto leihen, dann los über eine Art "Autobahn", die allerdings ihren Namen nicht verdient. 

Nach mehr als zwei Stunden, kam ich in Siena an. Mein Hotel, das direkt hinter dem Campo lag, (www.hoteletruria.com, empfehlenswert !!!!) hatte mich  schon vorgewarnt: In Sienas Altstadt gelangt man zu keiner Uhrzeit mit dem Auto. An den alten Stadttoren sind Kameras angebracht, die gnadenlos alle Autos filmen, die trotzdem reinfahren. Also parkt man in einem der sündhaft teuren Parkhäusern oder man hat großes Glück, einen kostenfreien Parkplatz zu finden.

Das Geniale am Standort meines Hotels: In zwei Schritten war ich auf dem Campo, wo auch nach Mitternacht fast alles geöffnet war. Rund um diesen unglaublich großen Platz reiht sich ein Cafè ans nächste. Tagsüber setzen sich die Leute einfach mitten auf den Platz, das heißt: auf den Boden. Auch ein Spass! Man sieht die Welt von unten und all' die schönen Palazzi rundherum. Und natürlich den gigantischen Torre di Mangia. Angeblich durfte in der Vergangenheit kein Turm in der Stadt höher sein als er. Denn in der Rennaissance waren die Türme an den Palazzi so etwas wie Statussymbol der Besitzer.  

Wenn man sich dann erhebt und die Straßen hinter dem Campo zu erkunden, findet man viele schöne Boutiquen und andere Läden.

Kult ist das Cafè Nannini, das dem Bruder der berühmten Sängerin gehört. Aber ehrlich gesagt:  Wenn der Name nicht drüberstände, wäre es für mich ein Cafè wie viele andere in Italien - mit gutem Kaffee und tollen Leckereien.

Nichtsdestotrotz sollte man mal drin gewesen sein. Die vielen, mit dem Namen "Nannini" bedruckten Produkte eignen sich überdies hervorragend als Mitbringsel. Dann hat man 'was zu erzählen: "Ja wirklich. Das ist das Cafè von dem Bruder etc...." 


Wenige Schritte von Nannini entfernt steht die Zentrale der ältesten, noch existierenden Bank der Welt, die Banca Monte dei Paschi. In ihrem Palazzo Salimbeni lagern kunstgeschichtliche Schätze von unglaublichen Wert, die man einmal die Woche im hauseigenen Museum besichtigen kann. 

In der jüngeren Geschichte hat sich die Bank nicht mit Ruhm bekleckert. Über vier Milliarden Euro Steuergelder kassierte die Bank in der Finanzkrise. Das hat den einen oder anderen Italiener hat sich ziemlich aufgeregt, während den Bürgern von den Politikern vor allem das Sparlied gesungen wurde. 

 Zum Pflichprogramm in Siena gehört natürlich auch der Dom, zweifelsohne ein gotisches Meisterwerk. Mir gefiel auch, dass er außen modisch schwarz-weiß ist. Da kann man mal wieder sehen, wozu historische Gebäude alles gut sind.....

Reisen inspiriert eben, im Kulturland Italien allemal.

Innen ist das Bauwerk auch sehr schön. Es gibt darin die sogenannte Bibliothek von Papst Pius I, die man sich genauer angucken sollte, wenn man noch nach Pienza will (oder man schon da war.)


Ansonsten guckt man vor allem staunend auf den Boden. Denn der ist voll von Gemälden, soll heißen: Hier haben kunsthandwerkliche Genies die  Entwürfe berühmter Maler in Stein geschnitten. Das so was überhaupt möglich ist....

Das beeindruckt sogar abgebrühte Kunsthistoriker, die schon in hunderten von Kirchen waren (mich zum  Beispiel)

Fußboden im Dom: Dass dieses Gemälde aus Stein geschnitten wurde, mag man  kaum glauben.
Fußboden im Dom: Dass dieses Gemälde aus Stein geschnitten wurde, mag man kaum glauben.

 

Der Knaller: Ausblicksplattform auf der unvollendeten Domfassade
Der Knaller: Ausblicksplattform auf der unvollendeten Domfassade

Der Dom ist in seiner heutigen Form schon außerordentlich beeindruckend. Aber wenn es nach den bauwütigen Senesi (=Einwohner von Siena) gegangen wäre, hätte der Dom noch ein paar riesige Flügel dazubekommen.

Aus heutiger Sicht quasi direkt nach ersten Fertigstellung (ca. 60 Jahre später) baute man nämlich weiter - und hörte nach nur wenigen Jahren wieder auf.

Geldmangel oder auch die Pest sollen der Grund gewesen sein.

Das hat für uns heute ein Kuriosum zur Folge: Die Fassade eines unvollendeten Seitenflügel kann man nämlich besteigen. Sie wird als Aussichtsplattform genutzt.  Nicht ganz so hoch wie der Torre di Mangia hat sie den Vorteil, dass man den Torre di Mangia sehen und fotografieren kann. 

Letzteren kann man auch besteigen, was ich auch getan habe. Auch schön und schön anstrengend, also besser nicht in der Mittagshitze zu tun. Hier ist ein Ort, wo man sich die typischen Toskana-Bilder holen kann: historische Dächer in umwerfender Landschaft. Der andere Ort, den ich empfehlen kann: Pienza.