Capri ist ein Mythos, ganz ohne Zweifel. Man sollte es sich mal angeschaut haben, zweifellos. Aber worin besteht diese Anziehung, die die Insel auf die Menschen hat und immer schon hatte? Sicherlich ist es die Naturschönheit dort, aber auch die Nähe zum Festland, von dem Capri nur fünf Kilometer entfernt liegt. Mit dem Schnellboot fährt man von Neapel aus weniger als eine Stunde. Die meisten machen Tagesausflüge dorthin, fahren am Nachmittag wieder ab. Das kann man machen, aber meiner Meinung nach sind drei Tage das richtige Maß, um die Insel kennenzulernen. Denn wenn die tagestouristen verschwunden sind, verändert sich die Insel noch einmal.
Wer nicht gerade Unsummen fürs Hotel ausgeben will (solche gibt es auf Capri in hoher Dichte), sollte auf im westlichen Teil der Insel, auf Anacapri, Quartier nehmen. Dort gibt es Unterkünfte auch für 100 Euro für zwei Personen im Doppelzimmer.
Nachdem man im Hafen ausgestiegen ist, nimmt man die Funiculare, eine Seilbahn auf Schienen, um nach Capri-Stadt zu gelangen, die hoch über dem Meer liegt. Oben ist es entzückend bis edel. Die großen Luxusmarken haben ihre Dèpendancen im Dorf, und damit alles noch aufgeräumter wirkt, haben sich alle auf dieselben weißen Markisen geeinigt. Sehr schön anzusehen. Man kann auf Capri also einkaufen wie in Rom neben der Spanischen Treppe. Aber Meerblick ist besser.
Auf meinem Drei-Tagestripp nach Capri habe ich nicht die blaue Grotte besucht, sondern mich eines Nachmittags zu einem einstündigen Spaziergang zur Tiberius-Villa aufgemacht. Der römische Kaiser hat sich nämlich auf der Insel ab dem Jahre 27 n. Chr. einen 7000 Quadartmeter großen Palast gebaut und sich dorthin bis zu seinem Tode zurückgezogen. Das gesamte römische Weltreich wurde also 11 Jahre lang von Capri aus regiert. Es soll sogar einen Turm gegeben haben, von dem aus direkt Lichtsignale nach Rom gesandt wurden.
Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Das Gebäude wurde im Mittelalter ziemlich zerstört. Aber man schnuppert ein bißchen Antike Geschichte nach so viel Prada und Touristenbambule. Interessant übrigens, warum Tiberius sich für Capri entschied: Mit seinen Felsen und Anhöhen galt es neben dem lieblichen Ischia eher als schroffe Insel, uneinnehmbar und mit nur einem Hafen, der gut zu bewachen war. Mir hat außerdem der Spaziergang gut gefallen. Er führte an verlassenen Villen, aber auch an normalen Häusern vorbei, wo ganz normale Menschen zu wohnen schienen.
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