So eine heiße Stadt wie Neapel brauchte immer schon viel Wasser. Und die alten Römer waren ja bekanntermaßen klevere Wasserleitungsingenieure. Wen wundert's, dass Bella Napoli ein ausgefuchstes, unterirdisches Wasserleitungs- und Zisternensystem besitzt. Man kann es besichtigen. Der Eingang liegt mitten in der historischen Altstadt.
Die Führungen finden zu bestimmten Uhrzeiten statt, auch in englisch.
Man steigt fast 40 Meter in die Tiefe, blickt in dunkle Tunnel, durch die teilweise noch Wasser fließt. Aha, so wurden bis in die Neuzeit die Brunnen der Privathäuser befüllt. Hergeleitet wurde das kostbare Nass über Aquädukte aus dem Umland.
Um es gleich vorwegzunehmen: Ich fand den Besuch informativ, ber nicht umwerfend. Was in vielen Reiseführern steht, dass es ein absolutes Muß ist, dort einzutreten, würde ich nicht unterschreiben.
Die Wasserläufe zu sehen, einige Vorratsräume und vor allem auch die Geschichte, dass die großen unterirdischen Hallen im zweiten Weltkrieg einer der wichtigsten Zufluchtsorte vor den Bomben der Allietrten waren, ist schon interessant. Es sind abstrakte Metall-Figuretten dort aufgestellt und auch Objekte, die die Bombennächte verdeutlichen. Sehr anschaulich!
Am Ende der Wanderung durch die großen unterirdischen Säle drückte uns der Führer eine Kerze mit Halter in die Hand für eine ganz besondere Wanderung, die ich persönlich besser nicht hätte machen sollen. Man ging durch einen gefühlt nicht enden wollenden, dunklen, trockenen Wassergang, der nicht einmal Schulterbreite hatte und gelangte am Ende zu einer Zisterne mit Amphore, wodurch anschaulich wurde, wie von oben Wasser entnommen wurde. Ich bekam das aber kaum noch mit, weil mir mein Herz bis zum Halse schlug - nach diesem Gänsemarsch im Kerzenlicht. Auf der italienischen Website von Napoli sottteranea wird in der Liste der FAQ an einer Stelle davor gewarnt, diesen Teil der Eskursion mitzumachen, wenn man zu Platzangst neigt, aber sehr im Verborgenen. Unser Führer hat uns nicht jedenfalls nicht gewarnt. Ich neige überhaupt nicht zur Claustrophobie, aber dieses Erlebnis macht mich heute noch schaudern.
Spannend fand ich einen anderen Teil, der mit zum Programm von Neapel unterirdisch. Unser Gruppenführer ging mit uns im Anschluss einmal um den Block und hielt vor einer normalen Haustür. Innen schien die (museale) Wohnung eingerichtet wie am Beginn des 20. Jahrhunderts. Doch sie war nur eine anschauliche Durchgangsstation zu einem römischen Theater und machte deutlich, dass die antiken Bauten von damals in Neapel vollständig überbaut sind. Als sich die Tür öffnete, taten sich fein gezirkelte Gänge auf, die zu eben jenem Theater gehörten, in dem Nero einst eine Ode unerschüttert weitersang, selbst als ein Erdbeben ausbrach. Das arme Volk im Publikum zang er sitzen zu bleiben.