Zum ersten Mal bin ich nach Neapel gefahren während eines Urlaubs auf Ischia. Im dortigen Hotel bekam am Frühstückstisch eine ältere Dame einen gewaltigen Schreck, als sie das hörte. "Was! Sie
wollen allein nach Neapel? Das würde ich aber nicht machen. Passen Sie bloß auf". Natürlich bin ich trotzdem gefahren und habe es nicht bereut. Als ich dann in meinem Leben mal die Möglichkeit
hatte, drei Monate am Stück frei zu machen, fiel meine Wahl dann auf Neapel.
Von April bis Juli 2011 habe ich an der Piazza Bellini gewohnt, mitten im Zentrum zwischen der Piazza Dante und der Altstadt von Neapel. Ich habe mich keinen Moment unsicher oder gefährdet
gefühlt, wie schon beim ersten Mal, als mich jene ältere Dame so erschreckt angeguckt hatte.
Richtig ist aber auch, dass ich meine Handtasche immer quer über die Schulter getragen habe und wichtige Dokumente, Kreditkarten, großes Bargeld etc. zur Sicherheit unter der Kleidung. Das mache ich aber auch in Paris, London und in deutschen Großstädten. Das zu diesem Thema!
Neapel ist zu Ostern hochinteressant, kann aber auch noch ziemlich kühl sein. In der Altstadt "tanzen" die Heiligen-Standarten. Die jungen Männer tragen sie in Gürteltaschen, führen dabei heftige Bewegungen aus und mühen sich dabei so ab, als müßten sie das Leiden Christi durch eigene Tortur wieder gut machen. Das ist übrigens in ganz Süditalien ein Element, das bei vielen reiligiösen Festen und bei Prozessionen wiederkehrt.
Neapel hat eine im wahrsten Sinne des Wortes reiche Vergangenheit. Zwar war es hier immer ein bißchen chaotisch (das sieht man auf historischen Fotos), aber in der Vergangenheit eben auch sehr prächtig. Es waren reiche Zeiten mit viel Architektur und Prunk, der nun - in Zeiten des Geldmangels - vielerorts morbide vor sich hinrottet. Auf einer Busfahrt schwärmte eine ältere Dame von früheren Zeiten: "Neapel war ein Garten", sagte sie und meinte die 1950er Jahre damit. Am ehesten kann man das im Stadtteil Posillipo erahnen. Das ist Neapels Villengegend mit direktem Blick auf den Golf von Neapel und den Vesuv. Mit einem Linienbus, in dem man sich am besten in Fahrtrichtung links einen Sitzplatz sichert, fährt man auf der Küstenstraße, die die heftigsten Postkartenmotive bietet. Ich bin zweimal ausgestiegen, um zu fotografieren und bin beim nächsten Bus wieder eingestiegen. Endstation dieses Ausfluges sollte übrigens der Parco Virglioano sein, von dem aus man eine herrliche Aussicht auf Ischia hat.
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