Pienza ist was ganz Besonderes. Der idyllisch gelegene Ort, jedenfalls das historische Stadtzentrum, ist nämlich aus einem Guß. Denn er wurde geplant und erbaut unter einem Auftraggeber, der auch noch ein ganz interessanter Pabst in der Rennaissance war. Man kommt sich vor wie in einer historischen Puppenstube, freilich in einer adligen. Sehenswert ist hier naben der Architektur im Allgemeinen, das Museo Piccolomini, der Dom und vor allen Dingen die Aussicht. Denn Pienza liegt wie viele toskanische Dörfer auf einer Anhöhe. Die Aussicht von hier auf das Val d'Orcia und den Monte Amiato ist schönste Postkarte.
Dem Bauherrn, der 1405 hier geboren ist und mit bürgerlichen Namen Aeneas Silvius Piccolomini hieß, begegnet man hier überall.
Zuallererst auf dem zentralen Platz der Altstadt, die nach ihm als Papst benannt ist, Piazza Pio II.
Er war ein gebildeter Mann, eigentlich Jurist und Poet, dieser Pius der zweite, der zum Beispiel das erste Buch über Europa geschrieben hat, das Kolumbus dann für die Planung seiner Reisen nutzte.
Bevor er Papst wurde, hat Signnore Piccolomini also ordentlich Zeit gehabt, die Welt zu studieren. In Wikipedia wird er sogar als Lebenmann bezeichnet, bevor er die kirchliche Laufbahn einschlug.
Erst mit knapp 40 Jahren wurde er Pfarrer, dann aber gleich drei Jahre später Bischof, mit 53 dann schließlich Papst.
Wie sowas geht? Der adlige Herr hielt sich immer in der Nähe von Päpsten und Königen auf. Da fällt man eben die Karriereleiter nach oben - wie heute immer noch.
Was seinen Geburtsort angeht entwickelte er schließlich die Idee, eine "ideale Stadt" zu erbauen, was in der Denke des 15. Jahrhundert vor allem Symmetrie und perfekte Perspektiven bedeutete. Umgesetzt hat das alles ein berühmter Architekt aus Florenz - die Haupütbauten in einer sensationellen Zeit von drei Jahren.
Leider verschied der Bauherr 1464 und damit der wichtigste Impulsgeber.
Neben dem Dom steht das prächtige Wohnhaus der Familie
Piccolomini. Es ist ein Museum, das sich lohnt anzuschauen. Natürlich steht das Haus auf der Schokoladenseite der Stadt, siehe den Ausblick unten.
Der Dom hat eine Renaissance-Fassade, ist aber auf Wunsch des Bauherrn innen als dreischiffige Hallenkirche im Stil der Gotik errichtet worden. Papst Pius hat halt viel und oft Nordeuropa, auch Deutschland bereist. Und da standen in seiner Zeit bis dato nur gotische Gotteshäuser.
Im Familienpalazzo erfahrt man allerlei über die Nachkommen von Papst Pius II. Es stehen im ersten Obergeschoss noch Originalmnöbel aus der Renaissance, nett anzusehen!
Aber die Ausblicke in die Landschaft sind das eigentliche Thema des Gebäudes, es ist der Traum der Menschheit: Leben im Einklang mit der Natur, soll heißen im Paradies. So ist auch der kleine, quadratische Garten des Hauses gemeint, übrigens der erste Dachgarten der Renaissance.
Pienza hat heute rund 2000 Einwohner und lebt vor allem vom Tourismus, der aber nicht billig daherkommt. In den Souvenirläden gibt es Kunsthandwerk zu kaufen, das auch anspruchsvolle Geschmäcker zufriedenstellen kann.
Die Stadt ist auch Sitz einer Kosmetikfirma, die standesgemäß wenige Kilometer von Pienza entfernt in einem alten Palazzo untergebracht ist. Ein Geschäft gibt es aber auch in der Altstadt.
Viel wichtiger ist aus meiner Sicht aber eine kleine Straße, die von der Piazza Pio II zum alten Stadttor führt. Denn dort reiht sich ein Käsegeschäft an das andere. "Pecorino" ist das Zauberwort, Hartkäse unterschiedlichstem Reifegrad von glücklichen Schafen, die auf den weiten Wiesen der Toskana sich den Bauch mit aromatischen Kräutern vollgeschlagen haben.