Procida ist klein,

aber oho! Filmemacher lieben die unverbauten, historischen  Kulissen

Procida von der Schokoladenseite aus
Procida von der Schokoladenseite aus
Santa Maria delle Grazie auf Procida
Santa Maria delle Grazie auf Procida

Procida soll mit seinen 10 000 Einwohnern die am dichtesten besiedelste Insel im Mittelmeer sein. Mir kam das überhaupt nicht so vor. Im Gegenteil: Ich fand die Insel verträumt und ruhig. Vielleicht liegt daran, dass hier der Tourismus gar keine große Rolle spielt - ganz im Gegensatz zu Ischia und Capri. Ich würde hier Urlaub machen wollen, wenn ich wirklich nichts anderes als Ruhe haben will. Denn man eigentlich auch nicht viel machen auf den vier Quadratkilometern. Vielleicht fahre ich gerade deshalb irgendwann einmal für längere Zeit dorthin. Bislang war Procida für mich immer nur ein Tagesausflug von Ischia aus. Einmal im April auf Anraten einer mit mir befreundeten Reiseleiterin. "Fahr' am Karfreitag nach Procida" riet sie mir. Ich habe es nicht bereut. Ich habe Ostern schon in Neapel und auf Sizilien erlebt. Die religiösen Feste sind in Süditalien hochinteressant anzuschauen. Aber die Karfreitagsprozession auf Procida schlägt alles. 

 

Unten der Hafen von Procida, oben die Festung und das ehemalige Kloster Terra Murata
Unten der Hafen von Procida, oben die Festung und das ehemalige Kloster Terra Murata

Am Karfreitag ein ganz besonderer Ort

Die Karfreitagsprozession ist vom Aufwand her betrachtet mit dem Kölner Rosenmontagszug zu vergleichen, vielleicht noch höher einzuschätzen, vergleicht man das Aufgebot in Relation zur Einwohnerzahl. Die "Misteri", die durch den Ort bis zum Hafen getragen werden, sind lebensgroße Szenen aus der Bibel, in denen auch das eine oder andere Mal Schaufensterpuppen verbaut werden und die (Achtung!) nicht etwa auf Karren gerollt werden. Nein, die Darstellungen von enormer Größe werden von den jungen Männern der Insel getragen (!)

Karfreitagsprozession auf Procida
Karfreitagsprozession auf Procida

Es ist eine Plackerei! Als wenn man das Kreuz Jesu doppelt und dreifach tragen wollte, um wiedergutzumachen, was dem Herrn vor 2000 Jahren zugestoßen ist. Alle schwitzen unter ihren Kapuzen, setzen die zentnmerschweren Figurengestelle, die auch schon mal 5 Meter lang sein können, ab Kommando ab, recken und wischen sich den Schweiß ab und weiter geht's. 

Ich habe immer mal wieder unter die Gestelle geschaut, ob sich nicht vernünftigerweise doch ein paar Räder darunter befänden. Aber Fehlanzeige! Die Mühe hat Methode. Und selbst die Kleinen mit höchstens sieben oder acht Jahren haben schon ihre in der Größe angemessenen Motivsänften. Gezeigt werden alle möglichen Szenen aus der Bibel, manchmal auch sehr rätselhafte Kompositionen. Sie werden wohl jedes Jahr immer neu hergestellt und am Karfreitag ganz nach oben auf den Berg zum Kloster Terra Murata geschafft. Dort beginnt die Prozession. Sie endet unten im Hafen. Dort gebit es dann eine wohlverdiente Pause. Doch dann, ich habe es kaum geglaubt, werden die schweren Gebilde wieder bergauf geschleppt. Aber diesmal nicht feierlich zum Gucken, sondern im Dauerlauf. Unglaublich!

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