Gut, sagen auch wir es noch mal! San Gimignano nennt sich das "Manhattan des Mittelalters". Was in New York die Wolkenkratzer sind, waren heir die die sogenannten "Geschlechtertürme", von denen heute noch 13 stehen. Es waren aber einmal über 70. Warum, weshalb? Die Geschichte ist unglaublich, aber auch schnell erzählt. San Gimignano hatte einst das Glück, in günstiger Lage an der Pilgerstrasse Via Francigena zu liegen, was den Familien dort ziemlichen Reichtum bescherte. Die Türme entstanden, um dies zu bekunden, und so baute eine Sippe höher als die andere, um anzugeben. Klar, man hatte auch Verwendung für die hohen Bauwerke. Denn man handelte mit safrangefärbten Stoffen, die man zum Trocknen an die Turmspitzen hängte.
Es muss ein noch schönerer Anblick im 14. Jahrhundert gewesen sein als heute, wenn man sich der Stadt näherte: Im Wind wehten eine Unmenge knallgelber Tücher an den Türmen, die man schon von weitem sehen konnte. In einem Modell, das im Museum San Gimignano 1300 steht, kann man man sich plastisch machen, was diese Stadt im Mittelalter optisch hermachte. Unbedingt hingehen. Zwei Brüder haben in den 1990er Jahren dieses unglaubliche Werk geschaffen. Und man merkt außerdem daran, dass die Stadt auch heute noch fast genauso aussieht wie damals. Wo sind die Rennaissance-Paläste? Wo die üppigen Barockkirchen? Es gibt sie nicht. Die Stadt verarmte, bevor diese Kunstrichtungen modern wurden. So blieb uns San Gimignano als mittelalterliches Freilichtmuseum erhalten. Oder ist es sogar ein ewiges Denkmal, das an Protz und Angeberei gemahnt?